26
Mai
2005

14mm

Über den wesentlichen Unterschied zwischen Männern und Frauen wird viel Unsinniges verbreitet. Frauen neigen gemeinhin der Ansicht zu, der Unterschied manifestiere sich am offensichtlichsten in der Art des Erwerbs und der Haltung von Schuhen. Nun steht außer Zweifel, dass die durchschnittliche deutsche Frau ein Vielfaches des für den gerecht und billig denkenden Menschen Angemessenen in den Schuhkauf steckt, sowohl an Zeit als auch an Geld. Und doch sind auf anderen Gebieten die Differenzen viel tief greifender.

Nämlich beim Friseur.

Schnell, effizient , preisgünstig: Was beim Schnäppchenkauf einer Frau zur Zierde gereicht, ekelt sie beim Umgang mit ihrem Haupthaar offensichtlich an. Stunden – für Männer: gefühlte Tage – kann eine Frau beim Friseur ihres Vertrauens verbringen. Allein schon die Diskussion darüber, welche Art von Haarschnitt (wieso? Gibt’s da mehrere?) dem Typ, der Stimmung, der Luftfeuchtigkeit, der gefühlten wie tatsächlichen Temperatur, den bevorstehenden Abendeinladungen, der ins Auge gefassten und noch zu erwerbenden Garderobe sowie den verschiedenen Schattierungen möglicher Lippenstiftvarianten angemessen sein könnte, erfordert ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und natürlich Zeit. Die eigentliche Behandlung, selbstverständlich inclusive mehrerer Waschgänge, wenn auch ohne Schleudern, der eigentliche Schnitt, dann womöglich noch Tönen oder Färben oder Strähnchen oder blondieren oder was es sonst noch so gibt, nimmt den Rest des Tages in Anspruch.

Und das alles zu einem Preis, zu dem ich in meiner Lieblingsbar ca. 20 Gin Tonic bekomme. Mit einem guten Gin.

Als Mann habe ich eine einfache Faustregel: 14 Millimeter.

Das ist unter Umständen die Länge, UM die das Haupthaar mir näher bekannter Damen für horrendes Geld gekürzt wird. Vielleicht noch nicht einmal das. Für mich ist es die Länge, AUF die mein Haar geschnitten wird.

Mit der Maschine. In sieben Minuten. Ohne viel Reden.

Jedenfalls in diesem netten, schmucklosen, unaufdringlichen Friseursalon in Berlin-Mitte. Der zum Glück ohne modische Benennungsfirlefänzchen wie „Haarig“ auskommt, aber auch ohne das blondiert betuliche von „Mandy’s Hairstudio“. Diskussionen, aber auch die nur kurz, gibt es höchstens, wenn eine neue Kraft unbedingt mit mir erörtern will, ob denn 14 mm nicht zu viel seien und zehn mm nicht schicker aussehen. Dann am besten mit blonden Strähnchen.

Ich bin in solchen Situationen kurz davor, den Laden zu verlassen. Weise die Kraft dann aber darauf hin, dass ich in meinem Alter die zur mir passende Länge schon gefunden habe und Strähnchen meiner unwürdig seien. (Natürlich sage ich nicht, dass ich mir schon bei 14mm in meinem Umfeld hämische Kommentare anhören muss, ob ich gerade im Rekrutierungsbüro der Marines gewesen sei. Was aber auch nur zeigt, dass die Fragenden keine Ahnung haben. Mit 14 Millimetern Haarlänge gilt man bei den Marines schon als langhaariger Hippie.)

Glücklicherweise sind solche Diskussionen selten, ich nach sieben Minuten und um fünf Euro ärmer wieder draußen. Und wenn eine Friseurin dann noch so charmant darauf hinweist, dass ich doch an den Schläfen schon „platinblonde Strähnchen“ hätte und das doch sehr nett aussehe, bin ich richtig begeistert.

Mit 14mm, übrigens, sitzt meine Frisur immer perfekt.
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Ein Vierzigirgendwas beschreibt alles Mögliche und scheut auch vor sexuellen Andeutungen nicht zurück. Für das, was nicht öffentlich zu diskutieren ist, ist er dialog- und flirtbereit unter 40something aett ge em ix dott net
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