Statussymbole sind mir ja so fremd. Ich brauche kein Automodell der gehobenen Klasse aus deutscher Produktion (da reicht mir mein fast zehn Jahre alter französischer Kleinwagen), ich trage statt eines edlen Zeitmessers mit Brötchennamen wie Baguette oder Panini eine recht schlichte japanische Armbanduhr, und teuren Schmuck trägt ein echter Mann sowieso nicht.
Allerdings erinnerte mich die
Blogistin an meine empfindliche Eitelkeit, wenn es um Kleidung geht (selbst wenn manche, die mich schon mal in echt gesehen haben, mitunter daran zweifeln mögen).
Erst in meinem hohen Alter, muss deshalb ich zu meinem Leidwesen sagen, habe ich die Vorteile der Maßkonfektion entdeckt. Zum Preis eines anständigen Anzugs von der Stange bekomme ich da einen, der nicht nur vom Stoff her meinen Wünschen entspricht. Sondern er wird auch meiner Figur angepasst. Denn ich kokettiere zwar gerne damit, dass ich der Normmann der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Unfallforschung sein könnte. Allerdings hatte ich das zuletzt in den frühen 80-er Jahren überprüft, und seitdem hat sich die Form an einigen Körperstellen doch ein wenig unvorteilhaft verändert.
Also Maßkonfektion. Sitzt und passt wie eine zweite Haut, nichts ist zu weit, nichts ist zu eng. Der unbedarfte Beobachter sieht allerdings nur einen perfekt sitzenden Anzug. Das ist zwar auch nicht zu verachten, aber ein bisschen, ich gebe es zu, steckt dann doch der kleine Angeber in mir: Sieh her, dieses Teil sitzt nicht nur hervorragend, es ist auch, merke wohl, eben nicht von der Stange.
Also hab ich gerne ein paar Euro zusätzlich auf den Tisch gelegt, um ein Detail mit zu erwerben, das den Unterschied zum Stangenanzug zeigt. Die Knöpfe am Ärmel sind nicht nur aufgenäht, sondern mit einem richtigen Knopfloch versehen - für den Kenner das Zeichen, dass dieser Anzug maßgeschneidert ist, na ja, jedenfalls aus Maßkonfektion kommt.
Aber wer weiss das schon. Als ich den Anzug abholte, die Kollegen im Büro mal neugierig drauf gucken wollten und ich stolz die Ärmel aufknöpfte.... kam die ernüchternde Anmerkung: Wenn Du da ein Knopfloch offen lässt, glaubt jeder, Du hättest den Knopf verloren.
Angeben ist anscheinend nicht so einfach.