11
Dez
2005

Hypotaktisch, heute.

Heute morgen fragte ich mich, ob ich, wenn ich mich bemühte, dem grassierenden Wahn zu kurzen, knackigen aber damit in ihrer Relation untereinander weitgehend nichtssagenden Sätzen Einhalt zu gebieten, von meinen LeserInnen auch verstanden würde oder ob sie das ganze nur als den Versuch interpretieren würden, einen schon in sich nicht allzu aussagekräftigen – oder Aussage kräftigen? - Satz über möglichst viele Zeilen zu ziehen, um damit, so würden sie mir unterstellen, wieder nur damit zu prahlen, dass ich sehr wohl in der Lage sei, einen hypotaktischen von einem parataktischen Satzbau zu unterscheiden, oder aber, was mich natürlich noch viel mehr treffen würde, davon ausgingen, dass einzig und allein mein Bestreben wäre, wieder einen Eintrag zu produzieren, ohne dabei auf den nötigen Inhalt zu achten, was ich natürlich empört zuürckweisen würde, wenn es denn überhaupt so zum Ausdruck käme – was allerdings meine Eingangsfrage nicht im mindesten beantwortet.

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lotusblüte - 11. Dez, 12:35

also ob das Hypotaktisch oder parataktisch war, wage ich nicht zu urteilen aber hypertaktisch war das bestimmt nicht, oder habe ich peritaktisch nichts verstanden?
*lol*

Bettgeflüster - 11. Dez, 15:40

sehr raffiniert, die kritik gleich mit einzubauen, was mich aber trotzdem nicht daran hindert, hinter diesem satzejakulat den versuch zu vermuten, eine steife brise über gerade dürres, flaches land peitschen zu lassen, nachdem man zuvörderst fleißig in dem neu erworbenen und nun ubiquitären wörterbuch "deutsch-fremd" nach möglichen themen gestöbert hat, um damit zugleich seine blogaffinität zu dokumentieren. tststs... kurze sätze sind kein wahn, sie sind leserfreundlich. und richtig gute kurze sätze sind eine kunst. besonders der erste satz.

40something - 11. Dez, 16:55

Das trifft. Dürres Land braucht die steife Brise. So soll es sein: Kurz wenn nötig, lang wenn gewünscht. Auch ohne Wörterbuch - man muss beides können.
Bettgeflüster - 11. Dez, 17:19

absolut. der mix macht leser munter. aber das weisst du ja... ;->
saoirse - 11. Dez, 20:11

hauptsätze. hauptsätze. hauptsätze.

dieser leitsatz soll zwar laut tucholsky hauptsächlich / hauptsätzlich für das gesprochene wort zutreffen, ich finde ihn aber durchaus in den meisten kontexten auch beim geschriebenen hilfreich.

40something - 11. Dez, 20:36

Bei Michael Kohlhaas geht's auch ganz schön hypotaktisch zu. Dem Text schadet das nicht...
Bettgeflüster - 11. Dez, 22:01

das ist doch reine augenwischerei. an vielen stellen hätte man genauso gut einen punkt statt eines semikolons oder kommas setzen können. als stilmittel finde ich das ja durchaus hilfreich - besonders bei ausführlichen und stimmungsvollen beschreibungen. auf dauer aber ist es manieriert.
40something - 11. Dez, 22:13

Ich hab' halt keine Manieren ;-)

Dennoch: Die Diktatur der Hauptsätze nervt. Als wären die Menschen nicht mehr in der Lage, einen Gedanken zu verstehen, der sich über mehr als einen Nebensatz erstreckt, weil die Konstruktion dann angeblich zu abschreckend ist.

Aber: Vielleicht hast Du Recht. Keiner will mehr Nebensätze. Sie sind zu schwer. Und man muss sich Mühe geben. Lesen muss einfach sein.

Nun gut. Vielleicht lieber Stammel-Stil?

Wut. Trauer. Empörung. Einfache Sprache. Muss sein. Mehr nicht.
lotusblüte - 11. Dez, 23:07

Wenn ein "muß" auftaucht, werde ich hellhörig...Wer will was hier eigentlich?
Ich finde der Schreiber soll sich einfach dessen bewußt sein, daß sein Schreibstil bestimmte Leute ansprechen und andere abstößt. Letztendlich will der, der schreibt etwas ausdrücken und will verstanden und gelesen werden. Mit dem Stil, den er benutzt selektiert er von vorn herein, wer ihn verstehen/lesen mag und wer nicht.
Also "müssen" tun wir nur sterben aber schreiben kann jeder wie er will, solange er nicht die Erwartung hegt, von allen gelesen zu werden.

Und für die Französinen: ich hätte gern gewußt, was hypotaktisch heißt, wenn ich mir schon hier die Mühe gebe, Dich zu lesen....*gg*
Bettgeflüster - 12. Dez, 07:47

es geht doch nicht darum, nebensätze zu verdammen. aber: wer schreibt, um VON ANDEREN gelesen zu werden, muss verständlich schreiben. ich kenne diese diskussion nur zu gut. der punkt ist doch der: irgendwann ereilt den autor dieser wahn, schön zu schreiben. das ist edel, keine frage. aber die verständlichkeit darf dabei nicht auf der strecke bleiben, sonst folgt ihr bald der leser.
ein langer verschachtelter satz mag also schön und abwechslungsreich und intellient sein. ein stilmittel bestenfalls. auf dauer aber strapaziert er den leser. so ist das nunmal. und war schon immer so. allem missionarischen eifer zum trotz.
40something - 12. Dez, 08:23

Es geht nicht darum, schön zu schreiben. Es geht mir (an dieser Stelle) darum, dass der Hauptsätze-Stil nicht deshalb der Renner ist, weil er inhaltlich passen würde, sondern weil sich das lesende Publikum an eine unglaubliche Verflachung gewöhnt hat. Wo ist z.B. das Passiv geblieben? Ausgemerzt, weitgehend (nun lässt sich gut argumentieren, dass der faule Formulierer ganz gut davon lebt, dass im Passiv der Handelnde nicht genannt wird). Aber alles, was über simplen Boulevard-Stil - das meine ich jetzt mal ausschließlich sprachlich, nicht inhaltlich - hinausgeht, läuft inzwischen Gefahr, als "am Leser vorbei geschrieben" diffamiert zu werden. Natürlich strapaziert ein langer verschachtelter Satz den Leser. Aber da liegt ja das Problem: Der Leser darf und mag gar nicht mehr strapaziert werden. Sonst wendet er sich ab.
Kirschrot - 12. Dez, 10:48

Jungs, ist ja gut. Ihr habt ja beide irgendwie recht. Ich habe diesen Beitrag nicht ernst genommen, fand ihn einfach nur lustig. Aber der Hauptsätze-Stil ist in der Tat das Erste, was man in einem Praktikum bei einer Zeitung lernt.

Die Frage ist doch, warum man schreibt und was bzw. wen man erreichen will. In einer Tageszeitung ist komplizierter Satzbau schlicht unnötig, denn sie soll informieren, nicht mehr und nicht weniger. Wenn es sich um Magazine handelt, ist das schon was Anderes. In Blogs oder Romanen erst recht.

Und dass sich das Publikum - nicht nur das lesende - zunehmend an Verflachung gewöhnt, ist ein generelles Problem.
saoirse - 11. Dez, 23:45

oh bin ich glücklich, ENDLICH interessiert sich mal jemand für meinen beruf (was wirklich nicht oft vorkommt)

hypotaktisch (im gegensatz zu parataktisch, was neben- oder beigeordnet heißt) ist griechisch und heißt einfach nur untergeordnet. hypo "unter" und taxis "ordnung". die begriffe hypotaxe und parataxe stammen aus der syntax (=satzlehre, wörtlich heißt das aber "mit-ordnung"). auf englisch heißt es subordinate clause, deswegen tippe ich mal auf "clause subalterne" "proposition subordonnée" oder so was ähnliches. französisch kann ich leider nicht so gut wie altgriechisch.

lotusblüte - 11. Dez, 23:51

Ohh Danke Saoirse...

...für die Aufklärung.
und ich traute mir schon kaum nachzufragen...

Schön daß es Dich glücklich macht!!
saoirse - 11. Dez, 23:55

na dann sag mir doch mal, wie untergeordneter nebensatz auf französisch heißt, dann bin ich ganz hypotaktisch dankbar ;-)
ich habe nämlich gerade festgestellt, dass ich kein französisch-wörterbuch besitze, und wenn mich so was plagt, kann ich nicht schlafen!
lotusblüte - 12. Dez, 00:18

sorry

hätte ich das Wort in meinem Lexikon gefunden, hätte ich nicht nachgefragt.
Aber ich denke das Wort "subordonnée" liegt dem ziemlich nahe.
Ich hoffe, Du kannst trotzdem gut schlafen!
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