Kurzwellige Weihnacht
Ich bin im tiefen Binnenland geboren. Die Liebe zur Küste kam erst viel, viel später. Aber schon vor weit mehr als 30 Jahren spürte ich an jedem Weihnachtsabend ein bisschen, was da draußen, auf den sieben Meeren vor sich ging.
Immer am 24. abends, die Bescherung war schon vorbei, schaltete ich das kleine Mittelwellenradio an, das ich damals besaß. Gruß an Bord hieß die Sendung, der ich für ein, zwei Stunden gebannt lauschte.
Nichts besonderes, eigentlich, gar nicht so anders als die Erbschleichersendungen, die täglich auf den Volksmusik-Wellen dudeln, wo 17 Enkelkinder und drei Töchter der Omi Hildegard zum 80. gratulieren. Nur dass eben Seemannsfrauen und -kinder ihren Vätern auf hoher See Weihnachtsgrüße schickten (und immer noch schicken).
Doch den Zauber entfaltete diese Sendung für mich, wenn nicht nur die Grüße verlesen und die Weihnachtslieder abgespielt wurden. Wenn die Schiffe gerufen wurden. Das konnte das Küstenmotorschiff Elfriede mit einer Ladung Holz im Kattegat sein, sozusagen vor der deutschen Haustür. Aber auch der Tanker Hawaian Princess in der Straße von Malakka.
Knatternd, knarzend, über Kurzwelle, geschaltet von Norddeich Radio, kamen diese Verbindungen zu Stande. Mit dem 1. Offizier auf einem dieser Schiffe, oder mit dem Kapitän, die sich über die rauschende Funkverbindung mit ihren Liebsten unterhalten konnten.
Da war sie, die große weite Welt, in meinem Transistorradio, die Verheißung fremder Länder. Männer, die dort hinaus ziehen mussten, auch wenn das bedeutete, den Heiligabend auf engem Schiffsquartier mit anderen Männern verbringen zu müssen. Ich konnte von diesen knatternden Gesprächen nie genug kriegen.
Die Sendung gibt es immer noch, aber ich habe seit Jahren nicht mehr reingehört. Inmarsat in ISDN-Qualität hat die Kurz- und Grenzwellentelefonie abgelöst; Norddeich Radio existiert schon lange nicht mehr. Und wahrscheinlich gibt es selbst auf den Schiffen unter deutscher Flagge nur noch wenig deutsche Seeleute.
Nein, ich höre sie mir auch morgen nicht an. Es ist eben nicht mehr dasselbe. Vielleicht aber auch nur, weil ich inzwischen im Kattegat genau so war wie an der Straße von Malakka.
Immer am 24. abends, die Bescherung war schon vorbei, schaltete ich das kleine Mittelwellenradio an, das ich damals besaß. Gruß an Bord hieß die Sendung, der ich für ein, zwei Stunden gebannt lauschte.
Nichts besonderes, eigentlich, gar nicht so anders als die Erbschleichersendungen, die täglich auf den Volksmusik-Wellen dudeln, wo 17 Enkelkinder und drei Töchter der Omi Hildegard zum 80. gratulieren. Nur dass eben Seemannsfrauen und -kinder ihren Vätern auf hoher See Weihnachtsgrüße schickten (und immer noch schicken).
Doch den Zauber entfaltete diese Sendung für mich, wenn nicht nur die Grüße verlesen und die Weihnachtslieder abgespielt wurden. Wenn die Schiffe gerufen wurden. Das konnte das Küstenmotorschiff Elfriede mit einer Ladung Holz im Kattegat sein, sozusagen vor der deutschen Haustür. Aber auch der Tanker Hawaian Princess in der Straße von Malakka.
Knatternd, knarzend, über Kurzwelle, geschaltet von Norddeich Radio, kamen diese Verbindungen zu Stande. Mit dem 1. Offizier auf einem dieser Schiffe, oder mit dem Kapitän, die sich über die rauschende Funkverbindung mit ihren Liebsten unterhalten konnten.
Da war sie, die große weite Welt, in meinem Transistorradio, die Verheißung fremder Länder. Männer, die dort hinaus ziehen mussten, auch wenn das bedeutete, den Heiligabend auf engem Schiffsquartier mit anderen Männern verbringen zu müssen. Ich konnte von diesen knatternden Gesprächen nie genug kriegen.
Die Sendung gibt es immer noch, aber ich habe seit Jahren nicht mehr reingehört. Inmarsat in ISDN-Qualität hat die Kurz- und Grenzwellentelefonie abgelöst; Norddeich Radio existiert schon lange nicht mehr. Und wahrscheinlich gibt es selbst auf den Schiffen unter deutscher Flagge nur noch wenig deutsche Seeleute.
Nein, ich höre sie mir auch morgen nicht an. Es ist eben nicht mehr dasselbe. Vielleicht aber auch nur, weil ich inzwischen im Kattegat genau so war wie an der Straße von Malakka.
40something - 23. Dez, 18:09
3 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks - 480 mal gelesen
dejavu - 23. Dez, 19:59
Ja, die Dinge ändern sich. Alles fließt.
Und am Besten, man läßt die Erinnerungen als solche stehen...
Und am Besten, man läßt die Erinnerungen als solche stehen...
kyra - 25. Dez, 11:51
Lieber 40sthg.!
Ich habe mich unglaublich über Dein Posting gefreut - zu meinem Geburtstag. In meinem Leben haben sich die Ereignisse ein wenig überschlagen. Wohnungswechsel ist nur das harmloseste aller Ereignisse. Ich beginne gerade, mich neu zusammenzusetzen.
Lass mich Dir auf diesem Wege alles, alles erdenklich Gute und Schöne wünschen. Sei umarmt....
Ich habe mich unglaublich über Dein Posting gefreut - zu meinem Geburtstag. In meinem Leben haben sich die Ereignisse ein wenig überschlagen. Wohnungswechsel ist nur das harmloseste aller Ereignisse. Ich beginne gerade, mich neu zusammenzusetzen.
Lass mich Dir auf diesem Wege alles, alles erdenklich Gute und Schöne wünschen. Sei umarmt....
40something - 26. Dez, 00:10
Liebe Kyra,
dann war's ein Zufallstreffer ;-)
Und wenn Du denn doch noch mal hier vorbeischaust - vielleicht magst Du mir per mail eine neue mailadresse verraten?
Danke für die guten Wünsche - und Dir auch dieses...
dann war's ein Zufallstreffer ;-)
Und wenn Du denn doch noch mal hier vorbeischaust - vielleicht magst Du mir per mail eine neue mailadresse verraten?
Danke für die guten Wünsche - und Dir auch dieses...
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