Lasst mich in Würde altern
Es waren goldene Zeiten. Mit Sorge blickten Politiker auf Arbeitslosenquoten im niedrigen einstelligen Bereich und fürchteten um den sozialen Frieden. Gewerkschaften streikten oder drohten auch nur mit Streik, um Lohnerhöhungen von zehn Prozent (!) durchzusetzen.
Damals, in der alten Bundesrepublik, traf ich sie auch überall im Ruhrgebiet: Die Männer, die bei feierlichen Anlässen oder am Sonntag in der Kirche ein Sakko übergezogen hatten und am Revers die Ehrennadel ihrer Gewerkschaft mit Stolz trugen. Meist in Silber, für 25 Jahre Mitgliedschaft, bisweilen, die Älteren, auch in Gold. Für 50 Jahre.
Ein gefürchteter sozialer Höhepunkt waren die Veranstaltungen, bei denen diese Ehrennadeln verliehen wurden. Der Ort war entweder eine Gaststätte, die schon die Wiege des Ruhrbergbaus erlebt hatte. Oder eine jene unterteilten Mehrzweckhallen, die partei- und städteübergreifend mit dem schönen Zweckwort Saalbau benannt wurden.
Da wurden sie dann auf die Bühne gerufen, je nach Gewerkschaft und Arbeitsort schritten sie mit stolz vorgerecktem Schreibtischtäterbierbauch, gebückter Haltung nach Jahrzehnten unter Tage oder der Statur des Stahlkochers auf das schlecht beleuchtete und mit grauslichen Blumenbuketten verzierte Podium. Der jeweilige Ortsvereinsvorsitzende, eine schlechte, aber lebensechte Umsetzung von Tucholskys Ratschlägen für einen schlechten Redner, hielt die übliche, leicht pathetische Rede. Dank an die Kollegen, Ringen um den gesellschaftlichen Fortschritt, Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen. Glückauf. Und schließlich überreichte er den Jubilaren ihre silberne oder goldene Ehrennadel, die sie gleich ans Revers steckten, um sie dann zu gesellschaftlichen Großereignissen wie der Konfirmation des Neffen mit bemüht unauffälligem Stolz zu präsentieren.
Vorbei.
Heute morgen war ein schlichter Umschlag in der Post.Darin eine ebenso schlichte, computergedruckte Urkunde und eine Art Streichholzschächtelchen: Eine silberne Ehrennadel. Für 25 Jahre Mitgliedschaft in der Gewerkschaftsbewegung.
Nicht, dass das Schächtelchen auch noch den ortographisch katastrophalen Aufdruck ehren.nadel 25 trägt, vermag mich richtig zu ärgern. Hat doch diese Gewerkschaft, die es bei meinem Eintritt vor 25 Jahren noch gar nicht gab, aus nicht direkt nachvollziehbaren Gründen ebenfalls einen Punkt mitten in ihrem Namen.
Auch die Pseudo-Vorausschau der Kollegen Hauptamtlichen lässt mich kalt, wenn auch ein wenig an ihrer internen Planung zweifeln. Schließlich war mein Eintritt im Juni 1981, so steht es auch auf der Urkunde. Nun ist es ja nett, wenn sie rechtzeitig daran denken. Aber Anfang März ist da doch arg früh – vielleicht darf ich die Nadel ja auch erst ab Juni anstecken?
Nein, schlimm ist die würdelose Art. Nun gut, ich wollte mich vielleicht gar nicht mit den anderen Jubilaren (ich, der Jubilar! Gibt gleich gefühlt 15 Jahre plus...) auf eine Bühne mit grauslichen Blumenbuketten stellen und schreckliche Reden eines Ortsvereins- oder Landesvorsitzenden anhören.
Aber ihr hättet mir wenigstens die Chance geben können, so was abzulehnen. Wer weiss, vielleicht wäre ich sogar gekommen.
Warum lasst ihr mich nicht in Würde altern?
Damals, in der alten Bundesrepublik, traf ich sie auch überall im Ruhrgebiet: Die Männer, die bei feierlichen Anlässen oder am Sonntag in der Kirche ein Sakko übergezogen hatten und am Revers die Ehrennadel ihrer Gewerkschaft mit Stolz trugen. Meist in Silber, für 25 Jahre Mitgliedschaft, bisweilen, die Älteren, auch in Gold. Für 50 Jahre.
Ein gefürchteter sozialer Höhepunkt waren die Veranstaltungen, bei denen diese Ehrennadeln verliehen wurden. Der Ort war entweder eine Gaststätte, die schon die Wiege des Ruhrbergbaus erlebt hatte. Oder eine jene unterteilten Mehrzweckhallen, die partei- und städteübergreifend mit dem schönen Zweckwort Saalbau benannt wurden.
Da wurden sie dann auf die Bühne gerufen, je nach Gewerkschaft und Arbeitsort schritten sie mit stolz vorgerecktem Schreibtischtäterbierbauch, gebückter Haltung nach Jahrzehnten unter Tage oder der Statur des Stahlkochers auf das schlecht beleuchtete und mit grauslichen Blumenbuketten verzierte Podium. Der jeweilige Ortsvereinsvorsitzende, eine schlechte, aber lebensechte Umsetzung von Tucholskys Ratschlägen für einen schlechten Redner, hielt die übliche, leicht pathetische Rede. Dank an die Kollegen, Ringen um den gesellschaftlichen Fortschritt, Verbesserung der Arbeits- und Lebensbedingungen. Glückauf. Und schließlich überreichte er den Jubilaren ihre silberne oder goldene Ehrennadel, die sie gleich ans Revers steckten, um sie dann zu gesellschaftlichen Großereignissen wie der Konfirmation des Neffen mit bemüht unauffälligem Stolz zu präsentieren.
Vorbei.
Heute morgen war ein schlichter Umschlag in der Post.Darin eine ebenso schlichte, computergedruckte Urkunde und eine Art Streichholzschächtelchen: Eine silberne Ehrennadel. Für 25 Jahre Mitgliedschaft in der Gewerkschaftsbewegung.
Nicht, dass das Schächtelchen auch noch den ortographisch katastrophalen Aufdruck ehren.nadel 25 trägt, vermag mich richtig zu ärgern. Hat doch diese Gewerkschaft, die es bei meinem Eintritt vor 25 Jahren noch gar nicht gab, aus nicht direkt nachvollziehbaren Gründen ebenfalls einen Punkt mitten in ihrem Namen.
Auch die Pseudo-Vorausschau der Kollegen Hauptamtlichen lässt mich kalt, wenn auch ein wenig an ihrer internen Planung zweifeln. Schließlich war mein Eintritt im Juni 1981, so steht es auch auf der Urkunde. Nun ist es ja nett, wenn sie rechtzeitig daran denken. Aber Anfang März ist da doch arg früh – vielleicht darf ich die Nadel ja auch erst ab Juni anstecken?
Nein, schlimm ist die würdelose Art. Nun gut, ich wollte mich vielleicht gar nicht mit den anderen Jubilaren (ich, der Jubilar! Gibt gleich gefühlt 15 Jahre plus...) auf eine Bühne mit grauslichen Blumenbuketten stellen und schreckliche Reden eines Ortsvereins- oder Landesvorsitzenden anhören.
Aber ihr hättet mir wenigstens die Chance geben können, so was abzulehnen. Wer weiss, vielleicht wäre ich sogar gekommen.
Warum lasst ihr mich nicht in Würde altern?
40something - 4. Mär, 13:51
Trackbacks zu diesem Beitrag
clash.twoday.net - 5. Mär, 13:14
Clash 6: Gewerkschaften auf Ex ??
Am Wochenende gerade in der taz entdeckt:... [weiter]
Bandini - 4. Mär, 14:06
Oh, weh, Du bist ja jetzt bei denen. Himmel, bin ich stolz, kein Gewerkschaftsmitglied zu sein.
barbie_blogbash - 4. Mär, 14:10
Wetten: In zehn Jahren gibt es eine Bloggewerkschaft. Mit Kommentarstreiks und allem, was dazugehört.
Bandini - 4. Mär, 14:11
Super Idee. Aber hat die so wenig Sinn wie die Bestehenden? Mir fällt kein einziger ein, nicht mal Lohnerhöhungen?
40something - 4. Mär, 14:14
@bandini
Gibt nicht direkt einen Grund, stolz darauf zu sein - ich könnte ja auch jederzeit austreten. Mir scheint eher in diesen Zeiten Stolz darauf angebracht, dass ich letzteres nach wie vor nicht getan habe.
Gibt nicht direkt einen Grund, stolz darauf zu sein - ich könnte ja auch jederzeit austreten. Mir scheint eher in diesen Zeiten Stolz darauf angebracht, dass ich letzteres nach wie vor nicht getan habe.
barbie_blogbash - 4. Mär, 14:18
doch klar: man bestreikt die Kommentare der Leute, die nicht mindestens 38,5 h in der Woche kommentieren. Oder so ähnlich...
Bandini - 4. Mär, 14:18
ja, ich darf sowas nicht sagen. Ich bin selbständig, für mich sind Gewerkschaften vollkommen unverständlich. Aber ich lebe in einer anderen Welt.
40something - 4. Mär, 14:19
Och, unverständlich sind sie für mich bisweilen auch...
Katinka_XYZ - 4. Mär, 16:12
Ich schließe...
... mich der selbstständigen Unverständlichkeit des Herrn Bandini an - und freue mich diebisch, dass heute (am heiligen Samstag) 80 Wagen mit privaten Müllwerkern der Punkt-Gewerkschaft ein Schnippchen schlagen ;-)
40something - 4. Mär, 16:15
Tja, die britische Tradition der picket lines, die schon wissen, wie man mit dem scum umgeht, hat sich leider hierzulande nie durchgesetzt ;-)
Katinka_XYZ - 4. Mär, 16:19
Und das...
... bitte auch nochmals in deutscher Sprache für die einfachen Menschen - wie mich ;-)
Bandini - 4. Mär, 16:30
Die Streikposten (picket lines) haben es hierzulande nicht gelernt, dass man dem Abschaum (scum) eine auf die Fresse geben muss. So ungefähr ist die Übersetzung. Aber er hat recht: Hier gab es niemals eine echte Arbeiterklasse und die gute Bezahlung des Öffentlichen Dienstes und vor allem die sehr gute Absicherung sind da nicht gerade beförderlich für ein solches Handeln.
Katinka_XYZ - 4. Mär, 16:34
Danke...
... und was bin ich froh, dass ich in einer zivilisierten Welt ganz ohne „Fresse polieren” und „grève générale” lebe ;-)
LaChatteNoire - 4. Mär, 22:41
? Hier gab es nie eine echte ArbeiterKLASSE bezieht sich aber bitte auf die Klasse im Sinn von Klassenbewußtsein und nicht auf die Arbeiter ??
Inzwischen sind ja offenbar die ersten geragelten-Notstreikbrecher-Verträge auch im Öffentlichen Dienst gekündigt worden. Mal schauen was noch kommt. Ich glaube nicht, dass der Umgang auch die nächsten Jahre/Jahrzehnte so "zivilisiert" bleiben wird, wie jetzt, wenn die Verteilungskämpfe wieder härter werden ...
Inzwischen sind ja offenbar die ersten geragelten-Notstreikbrecher-Verträge auch im Öffentlichen Dienst gekündigt worden. Mal schauen was noch kommt. Ich glaube nicht, dass der Umgang auch die nächsten Jahre/Jahrzehnte so "zivilisiert" bleiben wird, wie jetzt, wenn die Verteilungskämpfe wieder härter werden ...
waschsalon - 4. Mär, 15:37
du bist in der gewerkschaft?! das überrascht mich jetzt tatsächlich. fallen die in letzter zeit nicht dadurch auf, dass sie zwar für den komfort ihrer erwerbstätigen eintreten, zugleich aber einige erwerbstätige in ex-erwerbstätige verwandelt haben? vom lotterleben mancher betriebsräte schweigen wir jetzt mal...
40something - 4. Mär, 15:49
Man muss ja nicht alles glauben, was in bunten Wochenblättern steht...
Warum sollte ich nicht in der Gewerkschaft sein? Warum überhaupt ist es inzwischen in dieser Gesellschaft gelungen, das durchaus nicht selbstverständliche Recht der Koalitionsfreiheit bei Arbeitgebern, Aktionären etc. als positiv, bei Arbeitnehmern als negativ abzustempeln?
Komischerweise höre ich sehr selten, dass jemand - außer den Gewerkschaften natürlich ;-) - BDI oder BDA vorwirft, sie als Organisation gefährdeten den Standort Deutschland...
Das Lotterleben, übrigens, wirft ein bestimmtes Organ der Boulevardpresse auch gerne Arbeitslosen und Bezieher von Sozialtransfers zu - ich erinnere nur an Florida-Rolf. Täte mich überraschen, wenn das Dein Bild von Arbeitslosen geprägt hätte.
Das bei aller Kritik, die ich an den Gewerkschaften auch habe. Aber der verbreitete Pawlowsche Reflex gegen sie geht mir doch etwas auf den Wecker.
Warum sollte ich nicht in der Gewerkschaft sein? Warum überhaupt ist es inzwischen in dieser Gesellschaft gelungen, das durchaus nicht selbstverständliche Recht der Koalitionsfreiheit bei Arbeitgebern, Aktionären etc. als positiv, bei Arbeitnehmern als negativ abzustempeln?
Komischerweise höre ich sehr selten, dass jemand - außer den Gewerkschaften natürlich ;-) - BDI oder BDA vorwirft, sie als Organisation gefährdeten den Standort Deutschland...
Das Lotterleben, übrigens, wirft ein bestimmtes Organ der Boulevardpresse auch gerne Arbeitslosen und Bezieher von Sozialtransfers zu - ich erinnere nur an Florida-Rolf. Täte mich überraschen, wenn das Dein Bild von Arbeitslosen geprägt hätte.
Das bei aller Kritik, die ich an den Gewerkschaften auch habe. Aber der verbreitete Pawlowsche Reflex gegen sie geht mir doch etwas auf den Wecker.
Katinka_XYZ - 4. Mär, 16:17
Nunja...
der schlechte Ruf resultiert sicherlich daraus, dass die Punkt-Gewerkschaft zu solch einem Moloch geworden ist. Mir erschließt es sich nicht wirklich, wenn warnstreikende Metaller (= andere Baustelle mit anderen Zielen) nun den Streik im öffentlichen Dienst „verstärken”. Ich habe bisher nicht vernommen, dass der Arbeitgeberverband die kommunalen Arbeitgeber in gleicher Weise „unterstützen” würde.
Seien wir ehrlich: Hier geht es nur um Macht... und das stößt sauer auf...
Seien wir ehrlich: Hier geht es nur um Macht... und das stößt sauer auf...
40something - 4. Mär, 16:39
Hallo, Katinka, willkommen in der Realität. Geht es irgendwo nicht um Macht?
Katinka_XYZ - 4. Mär, 17:07
Ach...
... nein, natürlich nicht. Uns Kapitalisten geht es doch nicht um Macht - nur um Geld...
Welche Klischees sollen wir noch bedienen?
;-)
Welche Klischees sollen wir noch bedienen?
;-)
Katinka_XYZ - 4. Mär, 17:16
Vielleicht...
...liegt es auch daran, dass die Gewerkschaftsbosse heute nicht mehr das Format eines Steinkühlers oder Klunckers haben?
waschsalon - 4. Mär, 18:14
ich glaube das lotterleben ist keine künstliche realität eines bildenden organs, sondern auch mehrfach durch andere "qualitäts"-magazine nachgewiesen worden. daran dürfte kaum zweifel bestehen. der verweis auf die boulevardpresse ist in dem zusammenhang ziemlich billig. bestechliche arbeitnehmervertreter halte ich für einen skandal, der nur zeigt, dass auch gutmenschen oft nur ihre eigenen interessen verfolgen.
ich glaube, der punkt, dass bdi & co. keine negatives bild in der öffentlichkeit haben (was im übrigen so pauschal gar nicht stimmt), liegt schlicht an den besseren argumenten. höhere löhne lassen sich nur durch höhere produktivität oder durch innovation rechtfertigen. mit verlaub, man kann in dieser globalisierten welt nicht nur auf den standort deutschland allein schauen. wer also versucht, stur höhere löhne durchzuboxen, ohne die situation auf den weltärkten (auch für arbeitskräfte) zu berücksichtigen, gefährdet hier zu lande arbeitsplätze. die verbleibenden haben vielleicht später mehr geld auf dem konto - aber bald darauf gibts entlassungswellen und standortverlagerungen. wer hat damit was gewonnen? damit will ich manches missmanagement nicht pauschal verteidigen (das gibts auch). aber die meisten gewerkschaftsdiskussionen sind allein ideologisch - und leider nicht realistisch.
ich glaube, der punkt, dass bdi & co. keine negatives bild in der öffentlichkeit haben (was im übrigen so pauschal gar nicht stimmt), liegt schlicht an den besseren argumenten. höhere löhne lassen sich nur durch höhere produktivität oder durch innovation rechtfertigen. mit verlaub, man kann in dieser globalisierten welt nicht nur auf den standort deutschland allein schauen. wer also versucht, stur höhere löhne durchzuboxen, ohne die situation auf den weltärkten (auch für arbeitskräfte) zu berücksichtigen, gefährdet hier zu lande arbeitsplätze. die verbleibenden haben vielleicht später mehr geld auf dem konto - aber bald darauf gibts entlassungswellen und standortverlagerungen. wer hat damit was gewonnen? damit will ich manches missmanagement nicht pauschal verteidigen (das gibts auch). aber die meisten gewerkschaftsdiskussionen sind allein ideologisch - und leider nicht realistisch.
40something - 4. Mär, 18:23
Na, ein kurzer Blick in mein Posting zeigt: Der Hinweis zur Boulevardpresse bezog sich auf Florida-Rolf u.Ä. - ich vermag da schon zu differenzieren.
Natürlich sind bestechliche Arbeitnehmervertreter ein Skandal. Genauso wie bestechliche Politiker, Beamten... was auch immer.
Die besseren Argumente - ah, da kommen wir zum Punkt. Natürlich muss man die Situation auf den Weltmärkten berücksichtigen. Nur der Hinweis, dass in Polen (... und dann in der Ukraine... und in Vietnam... und in China...) Arbeitskräfte billiger sind, sagt allein für sich noch gar nichts aus. Denn beim Monatslohn eines chinesischen Arbeiters kann kein Deutscher mithalten. Also Produktivität und Innovation. Und vielleicht auch Infrastruktur und Rechtssicherheit? Das wird komischerweise in der öffentlichen Diskussion selten eingerechnet. Wenn ich polemisch wäre, würde ich an den US-Manager erinnern, der seit Monaten irgendwo in China festgehalten wird, weil sein chinesischer Geschäftspartner der Ansicht ist, er schulde ihm noch Geld...
Nur mal so als realistischen und nicht ideologischen Diskussionsansatz.
Natürlich sind bestechliche Arbeitnehmervertreter ein Skandal. Genauso wie bestechliche Politiker, Beamten... was auch immer.
Die besseren Argumente - ah, da kommen wir zum Punkt. Natürlich muss man die Situation auf den Weltmärkten berücksichtigen. Nur der Hinweis, dass in Polen (... und dann in der Ukraine... und in Vietnam... und in China...) Arbeitskräfte billiger sind, sagt allein für sich noch gar nichts aus. Denn beim Monatslohn eines chinesischen Arbeiters kann kein Deutscher mithalten. Also Produktivität und Innovation. Und vielleicht auch Infrastruktur und Rechtssicherheit? Das wird komischerweise in der öffentlichen Diskussion selten eingerechnet. Wenn ich polemisch wäre, würde ich an den US-Manager erinnern, der seit Monaten irgendwo in China festgehalten wird, weil sein chinesischer Geschäftspartner der Ansicht ist, er schulde ihm noch Geld...
Nur mal so als realistischen und nicht ideologischen Diskussionsansatz.
Webcat72 - 4. Mär, 22:16
.. und an Fraport ...
die meines Wissens auf den Philippinen einen kompletten Flughafen hingestellt haben und dann wegen "Bestechung" von den "Bestochenen" enteignet wurden? und an all die Unternehmen, deren Produkte jetzt als Plagiate überall unterwegs sind, weil sie irgendeinem potentiellen chinesischen "Zulieferer" ein paar Konstruktionsdaten und Spezifikationen geschickt haben ("die Kopie ehrt den Meister" ...) ... wohl beliebig erweiterbar ...
aber wen kratzt das, wenn der schnelle "Share- oder Stakeholder Value" ruft !?? ... bis die Bombe hochgeht, sind die verantwortlichen Manager doch schon längst wieder "an anderer Stelle" zu finden ..
aber wen kratzt das, wenn der schnelle "Share- oder Stakeholder Value" ruft !?? ... bis die Bombe hochgeht, sind die verantwortlichen Manager doch schon längst wieder "an anderer Stelle" zu finden ..
waschsalon - 4. Mär, 22:23
und was ist mit den conti-werken in rumänien. mit den produktionsstandorten in den neuen eu-ländern. man muss nicht gleich in krisengebiete gehen. du sagst doch selber: beim lohnniveau in polen & co. können wir nicht mithalten. das ist dennoch ein problem. denn es ist ein irrglaube, dass wir hier auf dauer forschen und entwickeln können und dann einfach billig im ausland produkzieren. früher oder später wird also auch das know-how auswandern. es sei denn unsere unternehmen werden wettbewerbsfähiger. dazu gehören sicher mehrere faktoren und nicht nur der lohn (auch steuern, sozialleistungen...). aber der lohn eben auch.
aber mal die gegenfrage: was ist denn dann das stechende argument der gewerkschafter? das habe ich noch nicht gehört.
aber mal die gegenfrage: was ist denn dann das stechende argument der gewerkschafter? das habe ich noch nicht gehört.
Webcat72 - 4. Mär, 22:28
suchst Du das stechende Argument ...
... oder die Existenzberechtigung: letztere ist schnell gefunden, wenn Du sozialhistorisch zu den Wurzeln zurückgehst .. die Minenarbeiter würden immer noch unter Tage leben und mit 28 elend verrecken etc. Aber ich glaube, das war nicht gemeint, oder ?
Weiteres Argument dürfte sein, dass nicht immer nur der Allerstärkste 100 Prozent von allem bekommen sollte !!?
Weiteres Argument dürfte sein, dass nicht immer nur der Allerstärkste 100 Prozent von allem bekommen sollte !!?
LaChatteNoire - 4. Mär, 22:38
gutundschön ...
... aber vielleicht haben sie sich ja inzwischen einfach überlebt, die Gewerkschaften? Heute schuftet bei uns keiner mehr in Minen unter menschenunwürdigen Bedingungen ...
waschsalon - 5. Mär, 00:01
ich seh schon, die diskussion ist sachlich nicht zu führen. lasst uns weiter spass haben und das thema vertagen. gute nacht!
Webcat72 - 5. Mär, 13:01
Ich habe das Thema ...
... nicht nur auf heute vertagt, sondern auch weiter verlegt auf den Diskussionsblog CLASH http://clash.twoday.net/stories/1655014/ (@40: hoffentlich i.O. für Dich !?)
Aktueller Input dort: Nur neun Prozent der SAP-Belegschaft sprachen sich gerade eben für einen Betriebsrat aus. Hat sich diese Form der Mitbestimmung vielleicht wirklich überlebt?
... so richtig spaßig und marginal find ich diese Frage nicht. Die sägt uns ordentlich am Standort D ....
Aktueller Input dort: Nur neun Prozent der SAP-Belegschaft sprachen sich gerade eben für einen Betriebsrat aus. Hat sich diese Form der Mitbestimmung vielleicht wirklich überlebt?
... so richtig spaßig und marginal find ich diese Frage nicht. Die sägt uns ordentlich am Standort D ....
40something - 5. Mär, 13:39
@webcat
Danke! Ich wollte das Thema nicht totlaufen lassen, war aber gestern abend lange unterwegs und habe deshalb nicht mehr reagiert.
Bei CLASH ist's gut aufgehoben (obwohl ich staune, wie so eine Diskussion entsteht - ich hatte nach meinem Beitrag eher mit einer Diskussion über überholte soziale Rituale gerechnet und nicht mit einer Grundsatzdiskussion über Gewerkschaften... so isses halt.)
Danke! Ich wollte das Thema nicht totlaufen lassen, war aber gestern abend lange unterwegs und habe deshalb nicht mehr reagiert.
Bei CLASH ist's gut aufgehoben (obwohl ich staune, wie so eine Diskussion entsteht - ich hatte nach meinem Beitrag eher mit einer Diskussion über überholte soziale Rituale gerechnet und nicht mit einer Grundsatzdiskussion über Gewerkschaften... so isses halt.)
Webcat72 - 5. Mär, 14:08
Also ich finds sehr spannend ...
... weil mir das schon länger im Magen liegt, bei aller Sympathie und allem Respekt für die historische Leistung der Gewerkschaften ... und hab Dir drüben auch schon wieder geantwortet :) ... fetz' mer uns a bisserl weiter ;-? Ich geh jetzt mittagessen und dann schau ich nochmal.
waschsalon - 5. Mär, 14:11
naja, das thema ist schon sehr wichtig und betrifft uns indirekt alle. denn nach meiner überzeugung entwickelt sich arbeit immer mehr zum luxusgut. und unser standort... naja, mit dem thema kann man locker 20 blogs füllen. aber dake webcat für den transfer!
Stachanow - 6. Mär, 09:52
Ich wäre als geschäftsführender Gesellschafter, (sozusagen beides, Ausbeuter und Ausgebeuteter) eines Kleinunternehmens sehr gerne in einer gescheiten Gewerkschaft und wüsste dort gerne auch die übrigen fünf Gehaltsempfänger meiner Firma gut aufgehoben, gäbe es denn diese Gewerkschaft und würden sie mich nehmen. Okay, die Gewerkschaften der Unternehmer heißen Verbände. Aber dort herrscht in den Gremien eine geistige Lähmung, die ihresgleichen sucht. Die Präsiden sind eitle Selbstdarsteller, die Hauptamtlichen - immer vom Austritt eines zahlenden Mitglieds bedroht, wenn sie eine Position beziehen, die diese Bezeichnung verdient - haben die Hosen gestrichen voll. Gegen einen Verband meines Metiers (DPRG, GWA usw.) wirkt die Verdi wie eine Avantgarde-Theathertruppe (s. ehren.nadel, hihi).
Wenn ich einen Hundt sehe oder einen Thuman und hinter deren Stereotyp-Rhetorik ihre Stereotyp-Denke erkennen kann, die mich schaudern lässt, dann bin ich direkt froh über jeden DGB-Sommer oder Verdi-Bsirske. Einen konstruktiven Beitrag zur Problemlösung der Wirtschaft in Deutschland traue ich keinem zu, aus welchem Lager er immer kommen möge.
Wenn ich einen Hundt sehe oder einen Thuman und hinter deren Stereotyp-Rhetorik ihre Stereotyp-Denke erkennen kann, die mich schaudern lässt, dann bin ich direkt froh über jeden DGB-Sommer oder Verdi-Bsirske. Einen konstruktiven Beitrag zur Problemlösung der Wirtschaft in Deutschland traue ich keinem zu, aus welchem Lager er immer kommen möge.
LaChatteNoire - 9. Mär, 11:58
Verbände sind Konsenssümpfe wohl wahr. Aber wenn gar keiner koordiniert Brancheninteressen verträte, würde es wohl auch nicht besser ;-?
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