Stumpf.
Ehrlichkeit, sagen manche, sei ein scharfes Schwert.
Welch ein Irrtum. Scharfes Schwert, das klingt nach glattem Schnitt, nach sauberem Trennen, nach Wunden, die vielleicht zunächst heftig bluten, dann aber gut heilen.
Nein, Ehrlichkeit ist eine stumpfe Waffe, die zerquetscht, zermalmt, zerfetztes Gewebe hinterlässt. Wunden, die lange brauchen, um zu heilen.
Und verzweifelt mache ich mich daran, dieses stumpfe Schwert zu schleifen, zu schärfen. Vielleicht: mit Mitgefühl? Mit Zuneigung? Mit Verständnis? Oder nur: mit Liebe?
Welch ein Irrtum. Scharfes Schwert, das klingt nach glattem Schnitt, nach sauberem Trennen, nach Wunden, die vielleicht zunächst heftig bluten, dann aber gut heilen.
Nein, Ehrlichkeit ist eine stumpfe Waffe, die zerquetscht, zermalmt, zerfetztes Gewebe hinterlässt. Wunden, die lange brauchen, um zu heilen.
Und verzweifelt mache ich mich daran, dieses stumpfe Schwert zu schleifen, zu schärfen. Vielleicht: mit Mitgefühl? Mit Zuneigung? Mit Verständnis? Oder nur: mit Liebe?
40something - 15. Jun, 09:09
14 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks - 575 mal gelesen
flyhigher - 15. Jun, 09:29
WOW, ich hab schon lange nicht mehr so eine treffende Aussage über ein Thema gehört, wie diese hier!
Verständnis und Liebe sind sicher 2 gute Faktoren um die Wirkung der Ehrlichkeit etwas abzumildern, die Betonung liegt allerdings auf dem Wort „etwas“.
Wenn bspw. meine Freundin mir ehrlich eine Schwäche aufzeigt, die ich bis zu dem Zeitpunkt noch gar nicht so realisiert habe, arbeitet das sehr sehr lange in mir, auch wenn ich weiß, dass sie über diese Schwäche gerne hinwegsieht. Sie ist ja meine Freundin. Aber wie geht es anderen mit genau dieser Schwäche im Umgang mit mir? Denken sie genau so darüber?
Jahre später kann ich mich noch an den Tag, und die Situation erinnern, in der sie mich auf diese Schwäche aufmerksam gemacht hat.
Manchmal wäre es leichter, wenn sie nicht so ehrlich wäre. Aber wäre sie dann noch meine Freundin? Und würde ich es denn gerne leichter haben wollen?
Verständnis und Liebe sind sicher 2 gute Faktoren um die Wirkung der Ehrlichkeit etwas abzumildern, die Betonung liegt allerdings auf dem Wort „etwas“.
Wenn bspw. meine Freundin mir ehrlich eine Schwäche aufzeigt, die ich bis zu dem Zeitpunkt noch gar nicht so realisiert habe, arbeitet das sehr sehr lange in mir, auch wenn ich weiß, dass sie über diese Schwäche gerne hinwegsieht. Sie ist ja meine Freundin. Aber wie geht es anderen mit genau dieser Schwäche im Umgang mit mir? Denken sie genau so darüber?
Jahre später kann ich mich noch an den Tag, und die Situation erinnern, in der sie mich auf diese Schwäche aufmerksam gemacht hat.
Manchmal wäre es leichter, wenn sie nicht so ehrlich wäre. Aber wäre sie dann noch meine Freundin? Und würde ich es denn gerne leichter haben wollen?
Katinka_XYZ - 15. Jun, 09:37
Hmm...
... je nach dem Stand der Dinge würde ich mich um die "Wundversorgung" kümmern: Mit Mitgefühl! Mit Zuneigung! Mit Verständnis! Oder: mit Liebe!
Meistens, insbesondere wenn es um wichtige Menschen geht, braucht man die Ehrlichkeit, auch wenn es hart ist und weh tut. Eben ein "sauberer" Schnitt... klare Worte, klare Positionen. Dann weiß jeder, woran er ist...
Meistens, insbesondere wenn es um wichtige Menschen geht, braucht man die Ehrlichkeit, auch wenn es hart ist und weh tut. Eben ein "sauberer" Schnitt... klare Worte, klare Positionen. Dann weiß jeder, woran er ist...
Bettgeflüster - 15. Jun, 10:28
wunderbar beschrieben. und wahr. ehrlichkeit ohne liebe und feinfühligkeit ist grausam. brutal. (gemein).
Katinka_XYZ - 15. Jun, 10:56
@bettgeflüster
du meinst sicherlich "Ehrlichkeit ohne Liebe und Feinfühligkeit", oder?
Bettgeflüster - 15. Jun, 12:00
shit. ja. habs gleich mal verbessert. sorry.
Kirschrot - 15. Jun, 12:05
Ehrlichkeit ist richtig, jedenfalls dann, wenn sie selbstlos und aus Respekt geschieht. Ehrlichkeit aus egoistischen Gründen ist grundfalsch.
Sensibilität ist immer höchstes Gebot. Sich vorab klar zu machen, was man in der anderen Person auslöst. Und sich dann zu entscheiden, für oder gegen die Ehrlichkeit.
Sensibilität ist immer höchstes Gebot. Sich vorab klar zu machen, was man in der anderen Person auslöst. Und sich dann zu entscheiden, für oder gegen die Ehrlichkeit.
40something - 15. Jun, 12:15
Kann ich mich überhaupt GEGEN Ehrlichkeit entscheiden?!
Katinka_XYZ - 15. Jun, 13:00
Klar...
... du könntest auf Ehrlichkeit verzichten und über Lügen, Ausflüchte, Umwege eben versuchen, das zu erreichen, was du erreichen willst. Man muss nicht unbedingt ehrlich sein, es geht auch anders. Für mich ist Ehrlichkeit allerdings ein Zeichen von Respekt und Achtung vor dem anderen. Jemanden, den ich anschwindele, dem ich Geschichten auftische, den achte ich nicht. Oder?
Zero-Tonin - 15. Jun, 12:15
Oft genug wird Ehrlichkeit, bewusst oder unterbewusst, eingesetzt den anderen zu verletzen. Dann dürfte sie in der Tat eine stumpfe und gemeine Waffe sein. Und nicht alles muss gesagt werden, manchmal ist es besser zu schweigen.
Aber manchmal ist Ehrlichkeit der einzig richtige Weg, ich ziehe sie dem nicht enden wollenden bohrenden Schmerz der Unsicherheit allemal vor.
Ich denke, wie Kirschrot schon sagte, es ist eine Frage der Motive und der Wirkung die erzielt werden soll. Sicher kann Ehrlichkeit eine Waffe sein, aber auch genau so gut heilsamer Balsam.
Aber manchmal ist Ehrlichkeit der einzig richtige Weg, ich ziehe sie dem nicht enden wollenden bohrenden Schmerz der Unsicherheit allemal vor.
Ich denke, wie Kirschrot schon sagte, es ist eine Frage der Motive und der Wirkung die erzielt werden soll. Sicher kann Ehrlichkeit eine Waffe sein, aber auch genau so gut heilsamer Balsam.
Kirschrot - 15. Jun, 16:47
Ganz genau. Gut beschrieben. Ja, man hat immer eine Wahl. Und ja, man sollte sich manchmal gegen Ehrlichkeit entscheiden. Auch wenn man gerne immer ehrlich wäre.
Falsch ist Ehrlichkeit immer dann, wenn sie selbstsüchtigen Motiven dient. Eitelkeit, Schwäche, Bosheit sind Beispiele. Der Mann, der den Seitensprung nur gesteht, um sein schlechtes Gewissen zu erleichtern und nicht um des Vertrauens willen, sie aber nur verletzt (das ist nicht geschlechterspezifisch gemeint). Die Frau, die, um ihre Eitelkeit zu befriedigen, einer anderen sagt, wie hässlich sie aussieht, obwohl die andere das nicht ändern kann. Menschen, die aus Boshaftigkeit, um jemandem zu schaden, Geheimnisse ausplaudern.
Richtig ist Ehrlichkeit dann, wenn man sie anwendet, um zu helfen. Um neue Wege zu eröffnen. Aus Respekt. Aus Freundschaft. Aus Liebe. Um Vertrauen zu schaffen.
Falsch ist Ehrlichkeit immer dann, wenn sie selbstsüchtigen Motiven dient. Eitelkeit, Schwäche, Bosheit sind Beispiele. Der Mann, der den Seitensprung nur gesteht, um sein schlechtes Gewissen zu erleichtern und nicht um des Vertrauens willen, sie aber nur verletzt (das ist nicht geschlechterspezifisch gemeint). Die Frau, die, um ihre Eitelkeit zu befriedigen, einer anderen sagt, wie hässlich sie aussieht, obwohl die andere das nicht ändern kann. Menschen, die aus Boshaftigkeit, um jemandem zu schaden, Geheimnisse ausplaudern.
Richtig ist Ehrlichkeit dann, wenn man sie anwendet, um zu helfen. Um neue Wege zu eröffnen. Aus Respekt. Aus Freundschaft. Aus Liebe. Um Vertrauen zu schaffen.
40something - 15. Jun, 17:02
Pardon, aber ich kann nicht ehrlich nur deswegen sein, um etwas zu erreichen... Das wäre genau so, als wenn ich mich einer Lüge bedienen würde, um etwas zu erreichen. Oder?
Kirschrot - 15. Jun, 17:24
nein, falsch verstanden. Es geht nicht ums Erreichen, sondern um die Absicht, die man beim Ehrlichsein hat. Eine Absicht hat man immer.
barfly - 15. Jun, 14:01
DAS
kannst du doch nicht sagen,wie oft hab ich diesen Satz gehört.Doch und gerade wenn mir etwas an Menschen liegt ist-auch gnadenlose-Ehrlichkeit ein absolutes Muss.Das mag kurzfristig schmerzen,aber mittel-und langfristig ist es die beste Basis.
dori - 15. Jun, 16:38
lieber ein ehrlich vefetztes gewebe, mit liebe verbunden und Hingabe gepflegt, das dann doch heilt, als ein durch falschheit oder Lüge herbeigeführter sauberer Schnitt, der dann nach innen weiterfault
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