Ich bin ja froh, dass es noch Raucherabteile bei der Bahn gibt. Keine Ahnung, wann der Gesundheitsfaschismus auch diese Bastion schleift (vermutlich bald), aber so lange es sie gibt, genieße ich das auch. Ich muss nicht unbedingt die ganze Zeit im Raucherabteil sitzen, ab und zu eine Zigarette zu rauchen reicht mir völlig (und ich frage mich, warum die Bahn nicht speziell dafür Raucher-Bistros am Anfang und Ende der Züge einrichten kann – das würde doch die ängstlichen Nichtraucher nicht inkommodieren und der Bahn vielleicht noch zusätzliche Umsätze bescheren...).

Nun kannte ich schon die Geschichten (urban legends?) von Nichtrauchern, die der unbarmherzige Reservierungscomputer im überfüllten Zug auf einen Raucherplatz verbannt hat. Und die jeden Raucher, der von seinem Nichtraucherplatz auf eine Zigarette vorbeikommt, mit finsteren Blicken oder gar Beschimpfungen bedenken: hat er ihnen doch einen der kostbaren Nichtraucherplätze geraubt und sie zu grausigem Schicksal verdammt.

Heute erlebte ich es allerdings genau andersrum. Im Raucherabteil bedachte mich, als ich, das Zippo gebrauchsbereit in der Hand, hereinkam, der dort Sitzende mit gramem Blick. Sie haben wahrscheinlich einen Nichtraucherplatz reserviert?, begann er mir ein Gespräch aufzuzwingen. Ich erwiderte, dass dem mitnichten so sei, da ich gar nicht reserviert hätte. Und warum ihm selbiges denn ein solcher Gram wäre. Nun, hub er zu reden an, er habe sich einen Raucherplatz reserviert, um ab und an zu rauchen. Nun aber sei ich schon der sechste, der aus dem Nichtraucherbereich (de facto 95 Prozent des Zuges) hereinkäme und ihn dem Qualm aussetze: Das auf sechs Personen berechnete Abteil sei somit bald wie mit zehn Rauchern belegt voll gequalmt.

Ich war ein wenig sprachlos. Und nehme an, diesen Raucher mit Anspruch auf rauchfreie Luft hat Ulla Schmidt als Agent Provocateur auf die Bahn losgelassen? Wahrscheinlich fährt er immer die gleiche Strecke hin und zurück. So lange, bis das letzte Raucherabteil geschlossen wird.