What a fuckin' day. Except it wasn't.

(Sagte ich schon, dass ich schlechte Laune habe heute?!

Na klar hätte ich einigen Anlass zum Neid. Auf diejenigen mit besserem Einkommen, lustigeren Autos, flacheren Bäuchen...

Allerdings fällt mir derzeit nur ein Mensch ein, auf den ich wirklich neidisch bin. Einer meiner besten Freunde. Der so entspannt und gelassen bleibt, dass ihn laufende Scheidung, permanente Arbeitsüberlastung (und ich meine wirklich: Arbeitsüberlastung), Probleme mit den Kindern zwar nicht kalt lassen. Aber auch nicht seine Grundfesten ins Wanken bringen. Das Leben ist toll und spannend, ist immer sein Motto.

Hey W., ich bewundere Dich, echt. Ich wäre froh, wenn ich auch so mit allen Problemen umgehen könnte. Ich glaube, das Wort cool in seinem besten Sinne wurde für Dich erfunden...

Der seltene Luxus, völlig ungebunden über einen nicht verplanten Tag zu verfügen. Bislang ohne Verabredungen, ohne etwas, was ich tun müsste. In einer fremden Stadt, wo mich auch keiner kennt (und ich kaum einen). Daran muss ich mich erst mal gewöhnen. Ist ja auch morgen schon wieder vorbei.

Es ist erstaunlich: fast scheint es, als habe Berliner Officaldom in den ersten Tagen des neuen Jahres eine Entspanntheit gelernt, die den Behörden dieser Stadt sonst fremd ist. Da akzeptiert das Finanzamt doch glatt in Rekordzeit einen Widerspruch meines Steuerberaters, was mir ein paar tausend Euro Steuernachzahlung spart. Und in drei der zwei zwei der drei Kneipen, in denen ich seit Jahresanfang war, fand sich doch tatsächlich noch ein Aschenbecher auf dem Tisch...

Das wird nicht lange so bleiben, fürchte ich.

Die erste Einladung zur virtuellen Geburtstagsparty im Second Life. Statt der Überlegung, was ich anziehe, muss ich mir nun überlegen, was ich mir für einen Avatar zulege. Aber betrinken muss ich mich dann wohl alleine vor dem Rechner. So geil finde ich das nicht.

Ich brauche dringend ein paar positive Gedanken für dieses neue Jahr. Nach dem ersten Arbeitstag scheint das schwieriger als je zuvor. Papas arrugadas als Nachtmahl helfen ein wenig, aber nur begrenzt. Wenn ich die restlichen 363 (ist doch ein Schaltjahr?) Tage weiter mit so vielen Idioten zu tun habe, breche ich das Jahr ab und fange schon mal mit 2009 an. Echt.

Dann lege ich mal langsam wieder das übliche Notfallpäckchen für den Silvestertag bereit. Was mich tröstet: ich bin nicht allein in der Einschätzung, dass ab Mittag die Straßen Berlins quasi zum Schlachtfeld werden.

Vielleicht werde ich senil altersmilde. Weihnachten habe ich schon an so vielen verschiedenen Orten verbracht - frierend im Nachtzug nach Rajastan, von vorzüglichem Chardonnay besäuselt im heißen Sydney, auf der verzweifelten Suche nach einem offenen Restaurant in Hongkong, in einer fast leeren Lufthansa-Maschine nach Köln, und natürlich mit Eltern und Verwandtschaft ganz traditionell unterm Baum - dass mir ein zurückgezogenes Weihnachten in Kleinstfamilie ohne großen Input von außen inzwischen mal ganz gut tut.

Weihnachten ist nämlich virtuell, hab' ich das schon mal gesagt? Dieses Land mag sich in eine Zeitblase zurückziehen, in der selbige still steht. Aber schon der Blick auf meinen Twitter-Reuters-Feed zeigt, dass außerhalb der virtuellen deutschen (oder eher westlichen) Weihnachtszeit das Leben mit seinen Höhe- und Tiefpunkten weiter geht. Bombenanschläge in Bagdad, Erdbeben in Japan und sonstige Unerfreulichkeiten nehmen auf dieses von den Christen gekaperte Sonnenwendfest ebenso wenig Rücksicht wie wir hier uns darum scheren, ob das islamische Opferfest oder das chinesische Neujahr andere Teile der Welt in ihre eigene Zeitblase versetzt.

Also treiben wir noch ein wenig in unserer Zeitblase, genießen die quasi eingefrorene Zeit. Ich mag auch nur mit Leuten in dieser Blase telefonieren, also mit denen, die sich derzeit im gleichen Kulturkreis aufhalten. Also mit meiner Tochter oder Freunden in Deutschland. Schon der Weihnachtsanruf bei den Freunden in Singapur wäre ein Ausbrechen aus dieser Blase. Das, man mag mir Spießigkeit vorwerfen, wäre schon zu viel.

(Nun gut, konsequent bin ich nicht und lasse mir natürlich aktuelle Fotos vom Schneefall am Fuji zumailen. Und denke gerne an jemanden, der gerade auf die andere Seite des Globus reist. Aber das sind Ausnahmen, die die Regel bestätigen. )

Komischerweise geht gerne irgendwas wichtiges zu Weihnachten kaputt. Jedenfalls zu einer Zeit, in der sich nur schlecht Ersatz beschaffen lässt oder Handwerker nur umständlich zu bekommen sind. In diesem Sinne erwarte ich immer wenn nicht das Schlimmste, dann schon was Ärgerliches...

Heute abend hat sich in der Küche der Freundin, bei der ich zum Essen eingeladen war, der Herd zum Abschied per Kurzschluss entschlossen. Zum Glück war alles schon gekocht und noch warm. Aber die Weihnachtstage ohne funktionierenden Herd zu verbringen... Ich hoffe ja sehr für sie, dass sich am Montag noch ein Notdienst-Monteur findet.

Verdammte Biobauern. Sind so scheiss klug. So viele winzige Kartoffeln wie heute habe ich schon lange nich mehr geschält.

(Tippfeler gehen heute auf das Konto div. Rumcocktails. Weihnachten halt.)