Weihnachtsgeschenke aus dem Bestand zu nehmen - auf deutsch: schon gelesene Bücher weiter zu verschenken - mag einem wie ein Ausbund an Schäbigkeit vorkommen. Ich finde, in diesen Zeiten der Nachhaltigkeit passt das. (Sustainable Xmas sollte ich mir vielleicht schützen lassen.)

Papiertaschentücher, nicht etwa Zigaretten. Aber ich fühle mich in etwa so elend, als hätte ich heute schon drei Päckchen Zigaretten inhaliert. Selbst am Telefon habe ich es nur mit erkälteten Leuten zu tun. Ist so ähnlich wie Weihnachten: Alle Jahre wieder. Nur noch weniger entspannend.

Je enger sich das gesetzliche Netz um die Raucher schließt, um so mehr erinnern Gespräche unter Rauchern an die Gespräche unter Schwulen Anfang der 1980er Jahre über Aids. Was damals das böse Wort HIV-Infektion war, ist jetzt das böse Wort Bronchialkarzinom. Und alle sind sich einig, dass es sie nicht treffen wird. Warum wurde damals eigentlich Fi*cken nicht verboten? (Ja, ich weiß: Passivsex ist nicht so gefährlich wie Passivrauchen. Oder so.)

[edit: Ich musste mal das Sternchen bei fi*cken einfügen, weil so komische gugelanfragen bei mir auflaufen.]

Als ehrlicher Raucher kommt man heute gar nicht an seine legale Droge. Weil in den Lotto&Tabakgeschäften lange Schlangen darauf warten, ihren Tippschein für den Super-Jackpot abzugeben und man ewig anstehen muss, um seine Packung Tabak erstehen zu können. Kann damit bitte mal Schluss sein?

Da fragt mich heute das Autoradio: Und was schenken Sie Ihrem Tier zu Weihnachten?

Na, ich denke, drei Stunden bei 175 Grad würden dem Tier schon gefallen.

Mein Luxusproblem habe ich ja schon vor zwei Jahren gebeichtet: Gar zu gerne würde ich nicht nur, wie es sich gehört, zum Smoking Fliege und Kummerbund passend zueinander tragen. Sondern auch diese passende Fliege zum Selber binden haben (obwohl ich bis dahin noch nie eine Fliege band...)

Nach zwei Jahren habe ich dieses Problem endlich gelöst. Und ich gebe zu: so schwierig und dann doch so einfach habe ich es mir nicht vorgestellt. Noch am letzten Donnerstagabend saßen wir in größerer Runde und hatten sozusagen ein Gesellschaftsspiel vor uns liegen: Wie binde ich eine Fliege? Vier Männer und zwei Frauen versuchten es über Stunden - und kamen nicht weiter (wer noch ein Gesellschaftsspiel für einen ansonsten langweiligen Silvesterabend sucht: das ist super! Darf natürlich keiner dabei sein, der schon eine Fliege binden kann.)

Am Freitagnachmittag, gerade noch rechtzeitig vor dem Ereignis, für das ich diesen Halsschmuck wollte, habe ich dann mit einem befreundeten passionierten Fliegenträger geübt. Eine halbe Stunde lang vor dem Spiegel - und dann saß das Ding auf einmal.

Und warum das alles? Warum nicht wie fast alle anderen Männer eine vorgebundene Fliege mit Gummizug? Na ja, alles für diesen Moment:


Am Ende eines langen Abends sooo lässig alles baumeln lassen...

(Übrigens gibt es ja Leute, die mich ob dieser Überlegungen und solcher Ereignisse, die ich besuche, als ziemlich dekadent darstellen und sich fragen, warum sie mich zu ihrem engeren Freundeskreis zählen. Selber Schuld. Müssen sie ja nicht, mich zu ihrem engeren Freundeskreis zählen. )

Mehr als zwei kulturell hoch stehende Adventskalender braucht kein Mensch.

Nach meiner Tochter hat jetzt auch der Schwiegersohn einen Job. Juchu! Double income für die two kids. Da können sie ja bald ihren armen alten (Schwieger)Vater unterstützen. Ich such' schon mal die Kreuzfahrt-Prospekte raus.

Und ich kann mich jedes Jahr erneut aufregen. Der Volkstrauertag ist noch nicht vorbei, geschweige denn der Totensonntag, die Witterung verlockt dazu, die gesammelten Leonard-Cohen-CDs und eine Rasierklinge rauszusuchen... und schon bauen sich mitten in der Stadt Pseudo-Almhütten auf, die den fiesen, durchdringenden Geruch von gebrannten Mandeln und ähnlichem verströmen, was angeblich an Weihnachten erinnern soll.

Wenn eine Gesellschaft schon die Abfolge ihrer traditionellen Rituale missachtet... könnte sie doch auch gleich darauf verzichten? Dann doch lieber so wie in Singapur, wo demnächst auch die Seasons greetings-Schilder aufgestellt werden und kurzberockte Mädels in Flipflops mit Nikolausmütze im Kunstschnee gefälschten Glühwein ausschenken. Das ist wenigstens ein echter Fake. Aber dickvermummt frierend in der GestankDuftwolke von Glühwein Bratwurst Mandeln Zuckerwatte Kotze zu stehen, killt ja schon die pseudoweihnachtliche Konsumstimmung und ist damit extrem kontraproduktiv.

Nein, nicht ich. Meine Tochter.

Habe soeben - Tätätä! - den Dauerauftrag mit dem monatlichen Unterhalt für meine Tochter gelöscht. Irgendwie schon ein entscheidender Schritt im Leben eines 40something...

Klingt jetzt herzlos. Aber da meine Tochter nicht nur ihr Diplom mit 1,0 bestanden hat, sondern am 1. November auch ihren ersten Job antritt... wurde es Zeit!